Als ich in Bronze gegossen wurde...
Als Mitarbeiter eines großen Computerherstellers haben wir in Hannover lange Jahre Komponenten für Großrechner gefertigt. Auf Beschluss der Konzernleitung wurde dieser reine Produktionsbetrieb in den 80- Jahren zu einem Software- und Service-Center umfunktioniert. Um den eher technisch ausgerichteten Mitarbeitern (der Firma sei hoch anzurechnen, dass niemand entlassen wurde) diesen Umstrukturierungsprozess zu erleichtern, wurden 40 Kolleginnen und Kollegen ausgewählt, die Umwandlung irgendwie darzustellen.
In Zusammenarbeit mit einem
Professor für Kunst wechselte diese Gruppe den bequemen Schreibtisch 4
Wochen mit einer stillgelegten Fabrikhalle um mit Gips und Holz diesen
Umstellungsprozess darzustellen. Das Ergebnis präsentierte sich als eine ca. 3
m hohe Pyramide, auf der spiralförmig von unten nach oben die verschiedenen
Stufen der Umwandlung dargestellt wurden.
Die Pyramide und die besagte Bronzefigur als Abguss von mir zierte so einige Jahre den Eingangsbereich des Computerherstellers in Hannover. Alles hatte somit seine Ordnung, bis auf den Tag, als sich der für Kunst - und Ausstattungsfragen verantwortliche Mitarbeiter der Konzernzentrale zu Besuch in Hannover anmeldete. Ganz dem Sinn der Bronzefigur entsprechend, wurde der Besucher animiert, die von den Mitarbeitern erstellte Umstrukturierungspyramide zu betrachten und zu befinden, dass die Aufstellung an dieser Stelle vor dem Eingangsbereich der Genehmigung bedurft hätte. Da die Firma etwa zeitgleich in ein neu gebautes Bürogebäude umzog, wurde beschlossen, die Figur nicht mehr aufzustellen.
Um sie vor der Einschmelze zu retten, habe ich die 184 kg schwere Bronzestatue von mir der Firma abgekauft und im Garten hinterm Haus aufgestellt.